Vielleicht war das Jahr 1851 die Geburtsstunde des heute bekanntesten Tatar-Menüs: In einem Gasthaus in Breslau wurde rohes Rindfleisch sehr fein auf einem Brett gehackt und mit Zwiebeln, Schalotten und Sardellen gewürzt. Das ist historisch belegt. Die Herkunft von Tatar als "unter dem Sattel von Tataren mürbe gerittenes rohes Fleisch" gilt jedoch als nicht gesichert. Was in Deutschland oder Großbritannien mit den Tataren in Verbindung gebracht wird, heißt in Frankreich und Belgien auch Beefsteak à l´Americaine.
Rohes Fleisch zählt zu den Lebensmitteln, die relativ schnell mit Keimen belastet werden können, was Lebensmittelvergiftungen auslösen kann. Die Keime werden normalerweise durch den Garvorgang unschädlich gemacht. Da dieser beim Tatar wegfällt, sind vor dessen Genuss ein paar Punkte von großer Bedeutung:
Für die Herstellung wird nur das feine sehnenarme und fettgewebefreie Fleisch aus der Hinterkeule vom Rind verwendet. Dieses Fleisch wird sehr fein gehackt bzw. durch den Fleischwolf gedreht. Danach wird das Fleisch mit fein gehackten Zwiebeln und Gewürzgurken sowie Kapern vermischt. Für manche Liebhaber gehören auch Sardellenstücke dazu. Abgeschmeckt wird es mit Salz und Pfeffer. Wer mag, kann mit Worcestersauce, Senf, Cognac oder Tomatenmark abrunden. Das Fleisch wird zu kleinen Steaks geformt. In die Mitte kommt ein Loch, in dieses ein Eigelb. Dazu passt sehr gut ein rustikales Bauernbrot.