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Marzipan – süße Verführung aus dem Morgenland (Teil 2)

Ob Konfekt, Stollen oder Plätzchen – das ´Brot der Engel´ ist gerade in dieser Jahreszeit eine sehr gefragte Zutat. Woraus besteht es und was macht feinste Qualitäten aus? Und wem gebührt die Ehre, Erfinder der süßen Köstlichkeit zu sein?


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Irmingard Dexheimer

Diplom-Ökotrophologin (Ernährungs­wissenschaftlerin)
28. Dezember 2021
Bild: (c) sabrinacercelovic / clipdealer.com

Erfinder

Der erste glaubhafte Beleg für die Herkunft von Marzipan findet sich im arabischen Kulturkreis, wo die Süßigkeit als Haremskonfekt Kalifen und Gefolgschaft verwöhnte. Der Weg nach Europa führte über das maurische Spanien nach Italien und Frankreich und schließlich in den Norden.

 

Name

Marzipan leitet sich vom italienischen marzapane ab, was im neapolitanischen Dialekt "Schachtel" heißt. Soweit sind sich Sprachforscher einig; doch was steckt hinter marzapane? Die byzantinische Münze Mauthaban? Die birmanische Stadt Martaban?

Oder doch die Legende, nach der geschickte Venezianer die süße Versuchung als ´marci panis´, als Brot des heiligen Markus, umdeuteten – wodurch der Stadtheilige seine Hand über die teuer gehandelte Delikatesse hielt. Das wiederum beförderte den Glauben an die heilsame Wirkung des süßen Brotes.

 

Arznei

Jahrhundertelang beanspruchten die Apotheker Marzipan als Privileg für sich und schirmten es gegenüber neuen Berufsständen ab – den Zuckerbäckern und später den Konditoren. Sie nutzten es, um bittere Medizin angenehm zu versüßen. Marzipan pur verkauften sie als Mittel gegen Verstopfung, Blähungen und als Potenzmittel.

 

Himmlischer Genuss

Bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Marzipan ein Luxusgut, das man sich – wenn überhaupt – nur selten leisten konnte. Die rare Köstlichkeit schmeckte so himmlisch, dass sich ihre Anhänger im Paradies wähnten!

"Der Genuss sollte den Genießenden daran erinnern, was ihn nach dem ´Jammertal Erde´ erwartete, damit er um dieses Zieles willen, die Übel der Zeitlichkeit besser überwand", so fasst der Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti die Vorstellungen unserer Vorfahren zum ´Brot der Engel´ zusammen.




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