Eine runde Sache – die Kulturgeschichte des Knödels

In der Hitliste der beliebtesten Beilagen stehen sie ganz weit oben: Klöße, Knödel und Knedlik dürfen auch in der weihnachtlichen Festtagsküche nicht fehlen.


Irmingard Dexheimer, Diplom-Ökotrophologin (Ernährungs­wissenschaftlerin)
www.bewusst-essen.net, 28. Dezember 2021


Knödelvielfalt für den Festtagsbraten

Ob Festtagsgans, Hirschragout oder feiner Braten – bei allen Gerichten, die mit viel Sauce auf den Teller kommen, sind Klöße, Knödel oder Knedlik gefragt. Sie nehmen Saucen perfekt auf, was sonst nur mit Brot gelingt, und sehen mit ihrer harmonisch runden Form auch noch ausgesprochen attraktiv aus.

Die kugeligen Gaumenfreuden sind Speisen, die sich in einem unglaublichen Variantenreichtum präsentieren. Angefangen von Grieben-, Leber- bis hin zu Zwetschgen- oder Germknödeln, sogar in der Luxusvariante mit Austern gibt es sie.

 

Der Name: Herkunft & Bedeutung

Das Wort Knödel leitet sich vom althochdeutschen chnodo beziehungsweise knoto ab – der Knoten stand hier sprachlich also Pate und dieser wiederum hat seine Urform im lateinischen nodus.

In Norddeutschland dominiert die Bezeichnung "Kloß". Sie findet sich bereits in der Bibel, denn es heißt bei Moses, Buch Genesis 2,7: "Der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß." Der Kloß stammt laut Duden aus dem Mittel- und Althochdeutschen und heißt so viel wie Klumpen, Knäuel oder Kugel.

 

Die Urahnen der Knödeldynastie

Die ersten "Urknödel" waren gehackte, zusammengepresste Speisehäufchen aus Fleisch, wie alte Kochanweisungen, etwa von den Römern, belegen. Sie ließen sich leicht mit den Fingern verzehren, denn in einfachen Häusern gab es damals kein Besteck. Fleisch war eine Kostbarkeit, und so erfanden sparsame Köche und Hausfrauen Knödel mit Brot, Hafer, Erbsen, Bohnen und Pilzen.

In der Münchner-Würzburger Handschrift um 1345 wie auch in der berühmten Tegernseer Klosterhandschrift aus dem 15. Jahrhundert kommen Knödel aus Hirse, "swarze Knödel", vermutlich aus Roggenmehl oder schwarzen Bohnen, sowie weiße Knödel aus Weißbrot vor – den berühmten Semmelknödel gab es also schon früh.

 

Die Karriere des Kartoffelknödels

Sie beginnt spät. Im 16. Jahrhundert kommt die Kartoffel nach Europa. Doch erst ab 1800 tauchen in der Kochbuchliteratur Knödelrezepte aus Kartoffelteig auf.

Zu wahren Knödelhochburgen entwickelten sich Böhmen, Oberpfalz, Thüringen, Vogtland und Franken. Kaum zu glauben: Bis der Kartoffelknödel in die bayrische Küche rollen durfte, dauerte es bis zum Ersten Weltkrieg. Dann machte er allerdings dem bislang beliebten Semmelknödel ordentlich Dampf!