Keine andere Zeit ist so sehr geprägt von der Technisierung der Küche wie die späten Fünfziger- und Sechzigerjahre. Einzug erhielten Elektro- oder Gasherde. Die moderne Küche verfügte auch über einen Kühlschrank, Küchenmaschine, elektrische Kaffeemühle, Toaster und Waschmaschine. Ohne Strom lief nichts mehr. Die mühevolle Handarbeit wurde nun von Maschinen erledigt – so versprach es die Werbung.
Eine Frau, die nicht kochen konnte, war in den 60ern undenkbar. Kochen lernte man entweder zu Hause oder in der Hauswirtschaftsschule. Damals war die Vorstellung noch weit verbreitet, dass dort erlernte Fertigkeiten Voraussetzung für eine Heirat waren. Erste Kochkurse für Männer wurden in dieser Zeit zwar angeboten, galten aber noch als sehr "exotisch". Auch die Dekoration von Desserts, Platten und anderen Leckereien wollte gelernt sein: Schließlich aß das Auge mit.
Während unter der Woche einfache Gerichte wie Eintöpfe, Eierkuchen oder Schmorgurken auf dem Speiseplan standen, gab es Fleisch nur an Sonn- und Feiertagen. Vor allem Braten in allen möglichen Variationen waren beliebt. Auch Rouladen waren ein begehrtes Festtagsessen. In Großstädten machten sich mit Gerichten wie Spaghetti Bolognese oder Cordon Bleu langsam internationale Einflüsse in der Küche bemerkbar.
Hauptnahrungsmittel in dieser Zeit waren Brot, Kartoffeln, Obst und Gemüse. Ein Großteil der Früchte und Gemüse stammte aus dem eigenen Garten. Einkochen war die einzige Möglichkeit der Konservierung, denn Tiefkühlgeräte gab es noch nicht. So ist es nicht verwunderlich, dass Konserven der absolute Hit waren.
Der Klassiker unter den Backwaren war sicherlich der Gugelhupf. Gerne erinnert man sich auch an den klassischen Vierfruchtkuchen, Frankfurter Kranz, Nussecken oder Amerikaner. Und bei Festen konnte die Dame des Hauses garantiert mit "Kaltem Hund" punkten. Hierbei handelt es sich um den ersten Kuchen, der nicht gebacken werden musste – eine Zubereitung aus Butterkeksen, geschichtet mit üppiger Schokoladencreme.