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Kohldampf auf Kraut und Rüben

Wenn der Magen so richtig knurrt, haben wir Kohldampf. Und bei Unordnung sieht es aus wie Kraut und Rüben. Warum eigentlich?


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Irmingard Dexheimer

Diplom-Ökotrophologin (Ernährungs­wissenschaftlerin)
28. Dezember 2021
Bild: (c) Beate Heindl / pixelio.de

Doppelt gemoppelt!

Endlich Essen! In der Küche riecht es lecker und alle schieben einen riesengroßen Kohldampf. Doch mit der weitläufigen Gemüsefamilie Kohl hat das Wort "Kohldampf" nichts zu tun.

"Kohldampf" leitet sich weder von Rotkohl & Co. noch von kochendem Wasser ab, sondern stammt aus dem Rotwelschen. Dabei handelt es sich um eine ehemals weit verbreitete Sprachvariante aus dem Mittelalter, die von Spielleuten, Gauklern, Bettlern und Hausierern gesprochen wurde. Sowohl das Wort Kohl als auch das Wort Dampf bedeuten im Rotwelschen Hunger – kurz: der Magen lässt sich jetzt nur noch mit schnellem Input beruhigen!

Und das Wort "schieben"? Auch dieses Wort kommt aus dem Rotwelschen. Es wurde aus dem Wort "scheffen" eingedeutscht, das sich befinden, sein und sitzen bedeutet.

 

Kohl aufwärmen?

Häufiges Aufwärmen verbessert Kohlgerichte angeblich geschmacklich. Doch hitzeempfindliche Vitamine werden dabei bekanntlich zerstört. Auch "alten Kohl wieder aufwärmen", sprich eine schon erledigte Sache erneut auftischen, kommt meist nicht gut an. Aufgewärmter Kohl gilt als abgedroschene Geschichte und findet sich als Redewendung bereits in einem Vers des antiken, römischen Satirikers Juvenal.

Das macht den Kohl (oder das Kraut) auch nicht fett: das nützt nichts – dieses Sprichwort war bereits Luther bekannt, der es selbst mehrfach verwendete. Umgekehrt: Wer das Kraut fett macht, leistet etwas Wesentliches.

Kohl – typisch deutsch. Die Franzosen sagen stattdessen: Das macht den Spinat nicht fett (cela beurre les épinards).

 

"Eins, zwei, drei, vier, ...

... fünf, sechs, sieben, Sauerkraut und Rüben, die haben mich vertrieben. Hätt´ meine Mutter Fleisch gekocht, wär ich bei ihr geblieben", heißt es in einem alten Auszählreim. Ein Durcheinander wie Kraut und Rüben? Jetzt hilft nach dem Motto simplify your life nur noch Ordnung schaffen. Der Ausdruck "Kraut und Rüben" kommt aus der Küchensprache, wenn Gemüse kunterbunt in einem Topf gemeinsam gekocht wird.

Ist das Kraut angebrannt, hat die Sache einen Haken. Wer zu mager für das Kraut war, galt als zu arm, um zu heiraten.

Eine Pflanze, die ins Kraut schießt, vergeudet ihre ganze Kraft für die Blätter und bringt keine reiche Frucht. Wenn eine Sache ins Kraut schießt, dann wächst sie unkontrolliert oder entwickelt sich zu stark. Nicht umsonst gibt es den Begriff vom gesunden Wachstum.




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