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Echter Hafer – Arzneipflanze des Jahres 2017

Die Karriere des Hafers als Heilmittel begann in der Antike und ist längst nicht zu Ende. Seine vielseitige Anwendbarkeit bringt der Getreideart jetzt die Ehrung "Arzneipflanze des Jahres 2017" ein.


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Irmingard Dexheimer

Diplom-Ökotrophologin (Ernährungs­wissenschaftlerin)
28. Dezember 2021
Bild: (c) HeikeRau / clipdealer.com

Großes Lob

Der Studienkreis "Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" an der Universität Würzburg hat Avena sativa, auch Saathafer oder echter Hafer genannt, zur Arzneipflanze des Jahres 2017 auserkoren. Das überrascht, denn bei Hafer denken die meisten eher nicht an ein Heilmittel. Doch der Blick in die Geschichte zeigt, dass das Getreide seit Jahrtausenden in der Heilkunde seinen Platz hat.

 

Von der Antike bis heute

Schon im antiken Rom fand Hafer bei dermatologischen Indikationen Anwendung, diente als Badezusatz gegen rheumatische Schmerzen und als Nahrungsmittel. Der altgriechische Arzt Dioskurides setzte auf Haferbrei bei Durchfall und Husten. Hildegard von Bingen schrieb dem Hafer eine wärmende Wirkung zu, empfahl ihn als nervenstärkendes Mittel und betonte den Nutzen von Haferflocken bei Schwächezuständen. Hafermehl mit Essig verrührt galt laut "New Kreüterbuch" von 1543 als probates Mittel, Narben und Flecken der Haut zu beseitigen. Auch Sebastian Kneipp, der Begründer der heutigen Naturheilverfahren, sah im Hafer großen Nutzen.

In jüngerer Zeit dagegen gewinnen Korn und Kraut des Hafers zunehmend an Bedeutung, so der Studienkreis.

 

Haferkorn

Haferkorn liefert neben einem hohen Gehalt an Vitamin B1 und B6 wertvolle Ballaststoffe. Hier stehen vor allem die sogenannten Beta-Glucane im Fokus, die eine positive Wirkung sowohl auf den Cholesterin- als auch auf den Blutzuckerspiegel entfalten. Entsprechende Haferprodukte dürfen deshalb sogar mit dem Health Claim "senkt den Cholesterinspiegel" beworben werden.

Doch nicht nur das: Beta-Glucane können die Darmwand vor äußeren Reizen schützen und damit den empfindlichen Magen beruhigen. Zudem wirken die im Hafer enthaltenen Ballaststoffe regulierend auf die Verdauungsfunktion.

 

Haferkraut

Haferkraut punktet mit einem hohen Anteil an entzündungshemmenden Flavonoiden und reichlich Saponinen, denen immunmodulierende Eigenschaften zugeschrieben werden. Extrakte des Haferkrauts finden daher Anwendung bei trockener Haut. Aus weißem Hafer lässt sich durch ein spezielles Verfahren ein Extrakt gewinnen, das nach heutigem Stand der Technik frei von Gluten ist. Deshalb sollen entsprechende Pflegemittel wie Cremes, Körpermilch und Badezusätze für Allergiker besonders gut verträglich sein.

Ob Haferkrautextrakte sich positiv bei Stress auswirken und Konzentration und Lernfähigkeit tatsächlich fördern, sollten weitere Studien klären, fordert der Studienkreis.




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