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Glutenfrei – sinnvoll oder Modeerscheinung?

Im Supermarkt gibt es immer mehr Lebensmittel ohne Gluten. Handelt es sich dabei um eine Modeerscheinung? Wer braucht diese Lebensmittel tatsächlich?


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Irmingard Dexheimer

Diplom-Ökotrophologin (Ernährungs­wissenschaftlerin)
28. Dezember 2021
Bild: (c) HeikeRau / clipdealer.com

Unter Generalverdacht

Einige aktuelle Bestseller stellen Gluten, ein Eiweißgemisch, unter Generalverdacht. Doch ist das berechtigt?

Die meisten Menschen verdauen Gluten problemlos. Für sie ist das Klebereiweiß, das in Weizen, Roggen, Gerste und alten Getreidesorten wie Dinkel oder Kamut vorkommt, weder schädlich noch ungesund. Manche vertragen es allerdings nicht und werden dadurch krank.

 

Unterschiede

  • Patienten mit Zöliakie müssen Gluten strikt meiden, ein Leben lang. Laut Deutscher Zöliakie Gesellschaft schädigt bereits 1/8 Gramm Weizen den Dünndarm der Betroffenen und kann zu Beschwerden führen. Die Erkrankungsrate liegt in Deutschland bei ca. 0,3 Prozent.
  • Auslöser für eine Weizenallergie ist eine krankhafte Abwehrreaktion des Immunsystems gegen verschiedene Weizeneiweißbestandteile. Andere Getreide wie Roggen, Gerste oder Hafer sind in der Regel bekömmlich. In der westlichen Welt haben ca. 0,1 Prozent diese Allergie.
  • Bei der sogenannten Weizensensitivität vertragen die Betroffenen bestimmte Bestandteile im Weizen nicht. Als Ursache werden pflanzeneigene Insektenabwehrstoffe diskutiert, die in modernen Weizensorten in höherer Konzentration vorliegen. Auch der steigende Einsatz von Gluten bei der Lebensmittelproduktion könnte dazu beitragen.

    Patienten mit Weizensensitivität müssen sich nicht so streng glutenfrei ernähren wie Zöliakiepatienten und möglicherweise auch nur vorübergehend. Experten schätzen, dass die Erkrankungsrate zwischen drei bis sieben Prozent beträgt.

 

Nicht ohne Diagnose

Auf keinen Fall eine Diät beginnen ohne ärztlich abgesicherte Diagnose. Denn eine streng glutenfreie Ernährung ohne entsprechende Beratung durch eine erfahrene Fachkraft kann zu erheblichen Nährstoffmängeln führen. Außerdem lässt sich eine tatsächliche Zöliakie dann nicht mehr sicher diagnostizieren.

Sinnvoll kann bei häufigen Magen-Darm-Beschwerden sein, ein Ernährungstagebuch zu führen, das heißt alle verzehrten Lebensmittel und dabei auftretende Symptome zu notieren. Das kann bei der Ursachensuche helfen.




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