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Esskastanien – alles andere als das Brot der Armen

Kastanien werden in unseren Breitengraden als Lebensmittel unterschätzt: Doch zeichnen sie sich durch eine Vielfalt in der Zubereitung aus. Und auch von ihren Inhaltsstoffen kann man sich überraschen lassen.


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Hanna Ritter

Diplom-Ökotrophologin (Ernährungs­wissenschaftlerin)
19. Mai 2014
Bild: (c) miquelima / sxc.hu

Geschichte der Esskastanie

Ursprünglich stammt die Esskastanie aus dem Kaukasus, wo die Armenier sie zu kultivieren begannen. Auch bei den Römern war sie äußerst beliebt. Nach Deutschland kam die Esskastanie durch Karl den Großen, der die Pflanzung anordnete. Der Begriff Marone stammt aus dem Französischen (marron bedeutet braun) und breitete sich im Deutschen erst seit dem 16. Jahrhundert aus.

Das Brot der Armen? Besonders in den höheren Lagen der Südschweiz begünstigten die milden Temperaturen den Anbau. Ein Getreideanbau war nur schwer möglich und lieferte nicht genug Ertrag für das tägliche Brot. Die Esskastanie sicherte so über Jahrhunderte die Grundversorgung der Bevölkerung des Tessin.

 

Botanik, Anbau und Ernte

Botanisch gesehen haben Esskastanien gar nichts mit herkömmlichen Kastanien zu tun. Diese gehören zu den Rosskastaniengewächsen und sind ungenießbar. Esskastanien gehören zu den Buchengewächsen und bevorzugen mildes Klima.

Die Hauptanbaugebiete der Esskastanie sind die gemäßigten Klimazonen Asiens, Nordamerikas und Europas, hier vor allem der Alpenraum (Frankreich, Tessin und Südtirol). Auch in einigen Gebieten Deutschlands – wie am Bodensee und in der Südpfalz – werden Esskastanien angebaut.

Erntezeit ist Ende September. Jedoch ist mit der ersten Ernte erst nach fünf bis sechs Jahren zu rechnen. Im Schnitt werden die Bäume 500 bis 600 Jahre alt.

 

Zubereitung

Wer bei Esskastanien nur an heiße Maroni denkt, sollte sich von der Vielfalt überraschen lassen. Roh sind sie übrigens ungenießbar.

Frische Kastanien sind leicht verderblich, deshalb müssen sie vor der Lagerung durch Trocknung oder Kühlung vorbehandelt werden. Im Handel sind Esskastanien in verschiedenen Formen erhältlich:

  • als frische Kastanien – hauptsächlich in den Herbst- und Wintermonaten
  • gegart, geschält und vakuumverpackt (bzw. in der Dose)
  • als Püree im Glas oder in der Dose (auch gezuckert als Brotaufstrich oder für Desserts)
  • glasierte Maronen (eine Dessert-Spezialität aus Frankreich)
  • als Mehl

 

Auch in der Verarbeitung ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, z. B. als heiße Maroni, Suppe, Creme, Eiscreme, Brot, Gebäck, Nudeln, Beilage zu Fleisch, Füllung in Geflügel.

 

Nährwert

Kastanien zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Ballaststoffen, Stärke und ungesättigten Fettsäuren aus. Bei den Vitaminen sind besonders Vitamin B6, C, E und K, bei den Mineralstoffen Kalium, Magnesium und Phosphor enthalten. Greifen Sie in der kalten Jahreszeit ruhig öfter mal zu diesem in unseren Breiten eher unbekannten Lebensmittel!

Tipp: Wer Gluten nicht verträgt (Zöliakie), für den ist die Esskastanie eine gute Alternative zu Weizen. Denn Esskastanien sind glutenfrei.




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